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Freitag, 7. September 2007

Sterben Erdäpfel und Paradeiser aus?

Ich übergebe das Mikro an Sandy:

Eines meines Lieblingsthemen:

Josef Schneeweiss (Germanist an der Universität Klagenfurt) vor einigen Tagen in der steirischen „Kleinen Zeitung“ über den Rückgang von österreichischen Wörtern in der deutschen Sprache:


Sterben Erdäpfel und Paradeiser aus? (Kleine Zeitung)

Die These: Austriazismen tragen zur Bereichung der deutschen Sprache bei, sie verdienen bewahrt zu werden.

Welches Deutsch ist eigentlich unser Deutsch? Das fragt man sich nicht nur, wenn man sich am Bauernmarkt umsieht. Da bieten auch die größten Hinterwäldler fast ausschließlich Kartoffeln, Tomaten und Heidelbeeren feil und tun so, als wäre es nie anders gewesen. Dann flattern allwöchentlich Flugblätter der Lebensmittelkonzerne ins Haus, die ihren Sitz überwiegend in Deutschland haben, und drängen uns wieder die Wörter unserer Nachbarn auf.
Einer liefert uns sogar „Tomaten aus Österreich“. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis auch noch unsere Marillen, Eierschwammerl und Karfiol den Aprikosen, Pfifferlingen und dem Blumenkohl weichen werden.

Kein Wunder, dass viele Jugendliche in Österreich Wörter wie Paradeiser oder Erdäpfel noch nie gehört haben. Dabei ist das Wort von seiner Herkunft her hoch interessant. Es erinnert an den Genesisbericht und die ursprüngliche Heimat des Menschen im Nahen Osten, die die Griechen paradeisos, also Paradies, nannten,. Und es erinnert an die verlockende Paradiesfrucht. Aber auch ein Wort wie Erdapfel fasziniert schon wegen seiner wunderbaren Anschaulichkeit, die die Kartoffel (aus ital. tartufo „Trüffel“) nicht besitzt.

In zahlreichen touristischen Gastronomiebetrieben haben die Palatschinken, die Topfentorte und der Schlag schon längst dem Pfannkuchen, der Quarktorte und der Sahne Platz machen müssen. Damit unsere „armen“ deutschen Gäste, die ohnedies spärlicher kommen, nicht sprachlich vor den Kopf gestoßen werden. Mittlerweile wird ihnen sogar „rote Grütze“ serviert. Der gebürtige Österreicher Udo Jürgens ist nicht ganz unschuldig daran; sein Song „Aber bitte mit Sahne!“ wurde ein Bombenerfolg.

Gemäß dem EU-Protokoll Nr. 10 sind zumindest 23 Austriazismen (österreichische Wörter) – neben den bereits erwähnten etwa auch Faschiertes, Fisolen, Weichseln, Kren und Ribiseln – geschützt. Aber: Wer weiß das schon? Und noch mehr. Wen kümmert es? Die auch hierzulande beliebten deutschen Privat-TV-Sender und die norddeutsche Filmsynchronisation tragen fleißig zum Rückgang des österreichischen Deutsch bei.

Bei einigen österreichischen Tageszeitungen schützt man zwar konsequent den „Wissenschafter“ – also den Wissenschaftler ohne „l“, aber den Feber hat man sterben lassen. Noch vor ein paar Jahren konnte man ihn auf allen Einblattkalendern lesen, inzwischen ist er durch die Bank dem Februar gewichen. Wann wird der Jänner durch den Januar ersetzt? Sollten wir nicht ein wenig stolz auf unsere Austriazismen sein? Tragen sie nicht zur Bereicherung der deutschen Sprache bei? Wenn ja, verdienen sie es, bewahrt zu werden. Mehr Sprachbewusstsein wäre also angebracht.

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